Damit erreichte die Dezember-Arbeitslosigkeit in absoluten Zahlen einen Nachkriegsrekord. Sogar im Dezember des Wirtschaftskrisenjahres 2009 gab es "nur" 312.771 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag demnach nach österreichischer Berechnungsmethode im Dezember bei 8,6 Prozent (+0,4 Prozentpunkte), teilte das Sozialministerium am Mittwoch mit. Nach EU-Berechnung belief sich die heimische Arbeitslosenquote im Oktober - das ist der aktuellste verfügbare Wert - auf 4,3 Prozent.
Österreich hat damit weiterhin die mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU, gefolgt von Luxemburg mit 5,1 Prozent und Deutschland mit 5,4 Prozent. In den 27 EU-Staaten betrug die Arbeitslosenquote im Schnitt 10,7 Prozent.
Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit in Österreich traf am stärksten die Industrieländer Oberösterreich (+9,2 Prozent) und Steiermark (+8,0 Prozent). Am niedrigsten fiel die Zunahme in Niederösterreich (+4,7 Prozent) und in Wien (+4,9 Prozent) aus.
"Noch nie zuvor so viele Arbeitsplätze"
Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg im Dezember im Vergleich zur Vorjahresperiode immerhin um 0,9 Prozent. "Mit 3,47 Millionen unselbstständig Beschäftigten hat es noch nie zuvor so viele Arbeitsplätze gegeben", betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Auch für 2013 würden die Wirtschaftsforscher weitere Beschäftigungszuwächse prognostizieren. Hundstorfer erwartet für 2013 eine "zähflüssige" Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Kurzarbeit werde aber nicht so stark steigen wie im Krisenjahr 2009, sagte er gegenüber dem ORF.
Die Gewerkschaft wünscht sich angesichts der gestiegenen Arbeitslosenzahlen mehr Ressourcen für das Arbeitsmarktservice: "Österreich braucht mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik - und mehr Unternehmer, die ältere Menschen einstellen beziehungsweise ältere Arbeitnehmer nicht kündigen", betonte ÖGB-Präsident Erich Foglar. Die Industriellenvereinigung fordert von der Regierung rasche "Optimierungsmaßnahmen zur Stärkung des österreichischen Industrie-und Arbeitsstandorts".
"Hoch qualifizierte" Ausbildung für Jugendliche gefordert
Die FPÖ verwies auf die Versäumnisse des heimischen Bildungssystems im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration: "Es ist nicht Aufgabe des Sozialministeriums dauerhaft die Versäumnisse des Bildungssystems zu flicken", so FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Auch das BZÖ will im Schulsektor ansetzen und eine fordert von der Regierung eine "hoch qualifizierte Berufsausbildung für Jugendliche". Das Team Stronach sieht dringenden Reformenbedarf beim Bundesbudget, damit Mittel "freigespielt werden, um diese unerfreuliche Entwicklung mit fast 400.000 Arbeitslosen abfangen zu können".
Langzeitarbeitslose, behinderte Personen und Ausländer waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer erhöhte sich um 11,7 Prozent auf 76.086 Personen. Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen fiel bei Männern (+6,8 Prozent) stärker aus als bei Frauen (+4,6 Prozent). Bei Personen über 50 Jahre gab es einen Zuwachs von 9,3 Prozent, bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) von 3,2 Prozent.
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